SUPexpedition 2020 – Spreewald

Im Corona-Krisen-Jahr 2020 beschließen wir auf den sonst üblichen Urlaub auf der Balkanhalbinsel zu verzichten. Statt dessen wollen wir lieber im Land bleiben und so ziehen wir die für die Zukunft geplanten Reisen mit unseren SUP Boards vor. Der Seitentitel ist natürlich ein klein wenig übertrieben, weit entfernt von Expedition und Abenteuer, für uns jedoch mal etwas komplett Neues.

Das fängt schon beim Gepäck an. Üblicherweise reisen wir mit zwei Motorrad Gespannen. Das sind diese unpraktischen Dinger bei denen seitlich an die Motorräder noch je eine rollbare Wanne angeschraubt wird. Breit wie ein Auto aber nass wird man trotzdem. Jedenfalls brauchen wir bei diesen Reisegeräten nicht allzu sehr beim Gepäck sparen und sind immer gut ausgerüstet. Da die Kapazität der Boards allerdings ziemlich beschränkt ist, müssen wir uns etwas einfallen lassen …

Hier mal alles was ich so auf dem 14er Waterline zu transportieren gedenke.

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Das ist neben meinen persönlichen Dingen auch unsere komplette Campingausrüstung. Vor allem bei der Küche fällt es mir schwer zu reduzieren … In der Summe sind das 31 kg Gepäck auf dem Board. Zu viel wie manche meinen, ich komme aber ganz gut klar damit und das Board verträgt es auch.

Wir planen die drei Wochen Urlaub wie folgt aufzuteilen. In der ersten Woche wollen wir eine rund 90 km lange Tour durch den Spreewald paddeln. Ober-, Unterspreewald  und weiter in den Schwielochsee. Danach wollen umsetzen und eine 106 km lange Tour auf der Peene wagen. Für die dritte Woche wollen wir uns dann einen netten Platz irgendwo im Bereich der Ostsee suchen um zu entspannen. Aufgrund der Auslastung der Campingplätze könnte das noch spannend werden.

Am Freitag Abend reist Verena mit ihrem kleinen Löwen an, den wir dann auch gleich mal vollstopfen und die Boards verladen.

Am Samstag Morgen geht es ganz früh auf die Bahn. Wir haben Glück und kommen fast staufrei durch. Unser Ziel ist der Zeltplatz „Zur Erleninsel“ in Burg Kolonie. Auf diesem hübschen Wasserwander Rastplatz finden wir auch unangemeldet noch einen Platz. Alle normalen Campingplätze sind schon Anfang Juli bis Mitte August ausgebucht.

Wir stellen unser Lager auf und erfreuen uns am noch schönen sommerlichen Wetter … zum Glück wissen wir da noch nicht dass es der wärmste Tag des gesamten Urlaubs bleiben sollte.

Auf einem kleinen Abendspaziergang können wir schon einmal einen Blick auf die engen Fließe werfen. Das wird ein Spaß die langen Starboard Waterlines um die Ecken zu bringen 🙂

Als wir am Sonntag Morgen dann die Bretter wassern ahnen wir noch nichts von all den Wetterkapriolen die uns da bevorstehen. Schnell und routiniert ist das Lager abgebaut und … ja, da ist es auch schon vorbei mit der Routine und wir betreten komplettes Neuland.

Die Boards werden beladen und dann geht es auch schon hinaus auf das „Krumme Fließ“

Kurz darauf müssen wir um ungefähr 135° nach links auf den Ostgraben abbiegen. Sozusagen eine Spitzkehre auf dem Wasser die mich auf dem 14er Waterline schon zum ersten Mal zum Zurücksetzen zwingt 🙂

Wir paddeln weiter auf dem Ostgraben um dann am Ochseneck nach links auf die kleine Spree abzubiegen. Nach etwas über einem Kilometer biegen wir wir ab auf den Burg-Lübbener-Kanal. Die Boards verhalten sich ungewohnt schwerfällig. Anfangs habe ich eher das Gefühl einen Flugzeugträger zu navigieren als denn das pfeilschnelle Waterline … Wir gewöhnen uns aber schnell daran.

An der Schleuse Waldschlösschen umtragen wir unser Gerümpel das erste Mal. Das geht schon ganz gut, wenn auch anstrengend mit dem ganzen Gepäck. Unser Vorsatz jede Schleuse zu umtragen bröckelt schon jetzt … Seit 2018 dürfen SUP Boards nicht mehr geschleust werden. Diese Erfahrung haben wir schon auf der Mecklenburger Seenplatte im Frühjahr machen dürfen. Dazu kommt noch dass im Spreewald bei jeder Schleusung mehr Wasser abfließt als nachfließen kann. Das tut der Natur auf Dauer nicht gut. Allerdings haben wir zu dem Thema von den Einheimischen auch widersprüchliche Aussagen gehört.

Wir paddeln weiter und biegen irgendwann auf den Leiper Graben ab. Das Ziel ist heute schon gegen Mittag erreicht. Wir haben auf dem Zeltplatz Spreewaldhof vorab eine Übernachtung gebucht. Das war schon ziemlich knapp denn die Zeltwiese ist winzig. Dafür ist aber das Gasthaus um so besser. Der Laden ist an diesem Sonntag ziemlich gut besucht. Nach nur 10 Kilometern beenden wir diesen ersten Paddeltag.

Wir sitzen noch lange am Wasser und bestaunen das Schleusenkino an der Leiper Schleuse. Vor allem als der Schleusenwärter Feierabend macht wird es spannend. Das nun zur Selbstbedienungs-Schleuse mutierte Hindernis überfordert doch so manchen Hobby-Kanuten. Dramen spielen sich da ab zumal die Schleuse wegen einer Baustelle nur schlecht umtragen werden kann.

Das Wetter ist immer noch ziemlich schön, wenn es auch nachts schon recht kühl wird. Am nächsten Morgen bereiten wir uns dann noch auf die Weiterreise vor. Ich treffe den Schleusenwärter beim Gasthaus, er holt dort seine Post ab und verwickle ihn in ein Gespräch zu dem Thema SUP Verbote in Schleusen. Der Mann ist auch Ausbilder beim DKV und er erklärt mir dass es wohl schon ein paar Unfälle gegeben haben soll mit untalentierten Menschen die sich schon bei ihrem ersten SUP Ausflug in eine Schleuse der Großschiffahrt gewagt haben sollen … das ist nicht immer gut ausgegangen. Er ist im übrigen auch nicht der Meinung dass die Schleusungen im Spreewald dem Wasserstand schaden würden. Wir einigen uns darauf dass ich seine Schleuse später selbst bedienen werde und er somit nicht in Gefahr gerät etwas unerlaubtes zu tun.

Ich schaue mir am Morgen die Schleuse schon einmal vorab an um mich später nicht zu blamieren 🙂
Wenig später sind wir bereit und es geht weiter.

Die Schleusung klappt problemlos und der Schleusenwärter macht wie erwartet auch keinen Ärger.
Die Landschaft ist wunderschön aber es ist doch auch schon touristisch ziemlich erschlossen. Etwas absurd erscheinen mir die ganzen Kähne voll mit überaus bierlaunigen Menschen die immer einen Kommentar loswerden müssen. Entgegen einiger Berichte im Vorfeld machen die Kahnfahrer keinen Ärger. Wohl auch weil wir immer schön Platz machen und offensichtlich unsere Boards auch beherrschen. Einer der Kahnfahrer meinte noch wohlwollend in unsere Richtung: „Kahnfahren 2.0“. Das hat mir gefallen.

Auf der Hauptspree geht es vorbei an Lehde und durch Lübbenau. Lustig finde ich die Rollenbahn an der Braesemannschleuse in Lübbenau. Ich kann aber der Verlockung widerstehen auf dem Board stehend bergab zu surfen …

Nach Lübbenau geht es weiter auf der Hauptspree in Richtung Lübben. Wir wollen diese touristischen Hotspots so schnell es geht hinter uns lassen. Im Unterspreewald sollte deutlich weniger los sein. An der Ragower Schleuse schleusen wir einfach wieder selbst. Die anwesenden Arbeiter interessiert das nicht.

Bis nach Lübben ist die Hauptspree relativ langweilig. Kerzengerade, wie mit einem Lineal gezogen geht es durch die flache Landschaft. Der hohe Schilfgürtel verhindert wirkungsvoll jede Aussicht. Immerhin schirmt er uns ganz gut gegen den mittlerweile kräftig aufgefrischten Wind, natürlich schräg von vorne, ab.

In Lübben bleiben wir auf der Hauptspree und werden an der Schleuse Strandcafé barsch abgewiesen. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens ist diese Schleuse sogar doppelt besetzt. Die Umtragung wird ziemlich anstrengend. Das Auswassern geht ja noch, dann müssen wir aber mit den Boards und dem Gepäck eine mehrspurige Hauptstraße mit viel Verkehr überqueren. Zu allem Überfluss gibt es auch keinen Fußgängerüberweg. Die Schleusenwärterin kommt noch mal angelaufen um zu betonen dass es ihr leid täte. Aber wenn sie uns schleust und es die Kahnfahrer spitz kriegen, ist sie ihren Job los … Missmutig ziehen wir von dannen. Der Einstieg ist noch mehrere hundert Meter entfernt und nur über eine steile Treppe zu erreichen.

Kurz nach Lübben machen an einem Gasthaus Rast und lassen den Ärger bei einem guten Mittagessen verfliegen. Von nun an werden alle weiteren Schleusen von uns selbst benutzt. Zumindest so lange sie nicht defekt sind …

Wir bleiben auf der Hauptspree und erreichen gegen Abend nach 27 Kilometern den Wasserwander Rastplatz am Spreewald Gasthaus Petkampsberg. Zeltplatz ist schön direkt am Wasser gelegen und nur dünn belegt. So gefällt uns das. Wir treffen auf dem Platz ein älteres Paar aus Neuss wieder. Sie sind sehr routiniert mit ihrem Faltboot auf einer längeren Reise. Spreewald – märkische Umfahrt – Mecklenburger Seenplatte – Peene bis nach Anklam. Dort wollen sie dann das Boot wieder zusammen falten um mit dem Zug zurück nach Neuss zu fahren. 5 Wochen haben sie sich dafür Zeit genommen.

Mittlerweile ist das Wetter nicht mehr so schön. Es ist nasskalt und es nieselt … So haben wir uns das nicht vorgestellt … Wir essen im Gasthaus und rollen uns nicht allzu spät recht müde in unsere Schlafsäcke.

Abfahrt von Petkampsberg.

Kurz nach dem Gasthof biegen von der Hauptspree ab in den Puhlstrom. Im Nachhinein betrachtet war das der schönste Teil im Spreewald. Wunderbare Landschaft und ziemlich einsam. Das gefällt uns richtig gut. Da stört es auch nicht das die Schleuse außer Betrieb ist. Teilweise geht es nach der Schleuse schon ziemlich flach dahin. Man muss schon auf seinen Kurs achten um nicht mit der Finne aufzusetzen.

In Leibsch dann noch mal eine Schleuse ohne Personal die wir mittlerweile recht gekonnt schleusend überwinden. Uns ist das Umtragen mit dem vielen Gepäck doch zu mühselig geworden.

Hinter Leibsch geht es noch für etwa 4 km auf der Spree weiter, vorbei an dem schönen Wasserwander Rastplatz geht es dann hinter Neuendorf in den gleichnamigen See. Es ist kalt und windig. Verena trägt sogar die lange Neoprenhose …

Auf der offenen Seenfläche haben wir schon ziemlich mit dem Wind zu kämpfen. Wie immer bisher Gegenwind müssen wir über lange Strecken im sitzen paddeln. Stehend sind wir einfach kaum voran gekommen. Das ist dann schon ziemlich frustrierend auf so einer großen Wasserfläche wenn scheinbar gar nichts vorangeht …

Erschöpft erreichen wir den am Nordende gelegenen Campingplatz Nord. 18 Kilometer sind wir an diesem Tag gepaddelt. Hier werden wir einen Pausentag einlegen. Geplant war etwas Wäsche zu waschen. Das sollte uns jedoch das Wetter vereiteln. Sehr stürmisch und sehr wechselhaft würde die Wäsche nicht rechtzeitig trocknen. In der ersten Nacht stürmt es derart dass sich unsere Zeltnachbarn entschlossen, mitten in der Nacht abzureisen. Nicht mit dem Kanu oder Fahrrad wohlgemerkt. Die Familie war mit dem Autowagen unterwegs. Wir wissen jedenfalls seit dieser Nacht dass unser neues MSR Zoic II sturmfest ist und auch jedem Regen standhält.

Leider hat das Gasthaus am Campingplatz ausgerechnet heute am Dienstag Ruhetag und der kleine Laden bietet eine mehr als dürftige Auswahl. Der nächste Supermarkt ist einfach 8 km entfernt und Verena weigert sich schlicht die 16 km zu laufen 🙂

Dank Google finde ich schnell die Busverbindung zum nächst gelegenen Edeka in Unterspreewald. Das klappt wunderbar und wir sind wieder bestens versorgt.

Als wir nach dem Pausentag wieder weiter reisen, hat sich das Wetter nicht wirklich wesentlich verbessert. Die Automatikschleuse Alt-Schadow mit festen Schleusenzeiten müssen wir umtragen zumal sich Schleusenpersonal auf dem Gelände befindet.

Weiter auf der Spree verschlechtert sich das Wetter noch mal deutlich. Es fängt erst an zu nieseln, dann Dauerregen Wind und Kälte.

In Trebatsch gibt es einen Wasserwander Rastplatz wo man auch ein Zimmer bekommen kann. Leider möchte uns die rüstige 70-jährige Wirtin kein Zimmer für nur eine Nacht geben. Wir sind etwas entäuscht, haben aber Verständnis dafür. Sie besorgt uns aber per Telefon ein Zimmer in einem anderen Gasthaus 🙂

Auf dem Zeltplatz treffen wir noch das Paar aus Neuss. Aber auch die Aussicht auf einen Abend in netter Gesellschaft kann uns nicht dazu bringen hier bei diesem Regen unser Lager aufzuschlagen. Wir wollen in unser trockenes und warmes Zimmer!

Wir paddeln noch einen Kilometer weiter und landen glücklich und zufrieden bei der Pension Pawlak an. Wir bekommen das versprochene Zimmer und Mutti kocht uns auch noch ein leckeres Abendessen. Das Zimmer ist klasse und preiswert. Sogar ein Frühstück werden wir am nächsten Morgen noch bekommen. Es sind die einfachen Dinge des Lebens die einen an solchen Tagen glücklich machen können 🙂

23 Kilometer waren das an diesem Tag. Die meisten davon bei Regen.

Gegend Abend hört der Regen auf und sogar die Sonne zeigt sich ein wenig. Wir gehen noch mal runter an die Spree und genießen die abendliche Ruhe auf dem Wasser.

Am nächsten Morgen, das Wetter sieht richtig gut aus, paddeln wir über die alte Spree in den Schwielochsee. Der Wind ist heftig, zum Glück jedoch aus der richtigen Richtung. Relativ schnell erreichen wir Jessern am südlichen Ende des Sees. Leider liegt der Campingplatz nicht direkt am See und so wuchten wir die Bretter samt Ausrüstung über etwa einen Kilometer ins Land hinein. Der Platz ist eher ziemlich gruselig. Für die Duschmarken (3 Minuten) werden hier saftige 2 Euro verlangt. Der Platz sieht aus als hätte man das mit der Wende nicht mitbekommen wollen. Wirklich gruselige Dauerparzellen, alt und verrottet. Hier bleiben wir nicht länger als nötig! Nur 12 Kilometer sind wir an diesem Tag gepaddelt.

Jedenfalls ist das der Endpunkt unserer Spreewaldrunde. Das Auto steht etwa 25 Kilomenter entfernt auf dem Zeltplatz in Burg / Kolonie. Der Platzwart organisiert mir einen Privattransport dort hin. Ein älterer Dauercamper fährt mich für schlanke 20 Euro nach Burg.

Wir gehen noch lecker essen in das Strandcafé in Jessern und beschließen damit diese schöne Rundfahrt die ja nicht ganz rund war … 🙂

Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Kollegen Dauercamper los. Leider versorgt er mich die ganze Fahrt über mit seinen kruden Ansichten über Corona (ist doch auch nur so eine Grippe) und sonstigen eher dunklen politischen Ansichten. Nach meinem Hinweis auf die vielen Toten in Italien die In Kühltransportern weggefahren wurden und die vielen Toten in New York die in Massengräber bestattet werden mussten. So von wegen Grippe …. verstummt unsere Unterhaltung und zu Glück erreichen wir schnell unser Ziel.

Der kleine Löwe steht da so wie er soll. Ich bringe Heike, der Zeltplatz-Cheffin, noch 10 Euro für die Kaffeekasse was sie sehr freut und kurz darauf bin ich auch schon auf dem Rückweg nach Jessern wo Verena auf mich wartet.

Zurück auf dem Platz, es ist früher Vormittag, sitzt mein Chauffeur schon wieder beim Bier zusammen mit seine Dauercamper Kumpeln um an seinen Theorien zu feilen.

Schnell verladen wir die Ausrüstung und machen uns so schnell es geht aus dem Staub.

Unser Ziel ist das Camping-Paradies Dahmen am Malchin See. Unserem Ausgangspunkt für die Peene-Tour.

Peene Tour

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