Schinesengeburtstag 2022

Nach einer wirklich schlimmen Frühjahrssaison im Job kommt mir dieser Termin gerade Recht. Vor allem so kurz vor dem Urlaub noch mal eine kleine Motorradreise bei sommerlichem Wetter. Das ist genau das was ich jetzt brauche.

Ich nutze diese Reise zu einer ersten wirklich ernsthaften Ausfahrt mit Changtalle der listigen Chinesin. Meinem neuen Solokrad. Eine alte Chang Jiang Baujahr 1957 (oder so), aber tatsächlich eine alte 6V Chinesin die laut Historie schon seit den frühen 70er Jahren in Deutschland rumfuhr.

Donnerstag Morgen. Es ist 7:00 Uhr und wir gehen auf die Reise.

Der Tag ist sonnig und warm, die Landstraße ist wenig befahren. Wir genießen diese ersten Kilometer des Tages durch den Vogelsberg.

Die Route wurde errechnet durch Beeline Moto, einer App die mit einem kleinen Anzeigegerät an der Lenkstange zusammen arbeitet. Das Smartphone bleibt dabei in der Tasche und verbraucht erfreulich wenig Strom. Mittlerweile funktionieren auch Neuberechnungen der Route ganz passabel. Das ist erfreulich, denn es gibt nicht gerade wenig Straßensperrungen aufgrund von Baustellen.

Die Route selbst ist fein, führt sie doch wunderbar um größere Städte herum und verzichtet auch meist auf Bundesstraßen. Ich lerne dass man besser vorher Tankstopps mit einplant … es ging sich aber aus 🙂
Google Maps hat im Vergleich eine deutlich effizientere Route berechnet. 360 Kilometer statt derer 400. Aber eben nicht so schön und einsam.

Am frühen Nachmittag schlage ich nach einer problemlosen Reise in Hänigsen am Teermuseum auf und nagle mein Wochenend-Domizil in den trockenen Boden.

Es gibt durchaus größere Zelte auf dem Platz. Aber mir reicht mein Zeltchen zum Schlummern 🙂

Nach einem schönen Abend mit neuen und alten Freunden gibt es am Morgen erst einmal das gewohnte Ritual. Was hab ich das vermisst …

Der Freitag plätschert so vor sich hin. Moppeds bestaunen, dummes Zeuch labern und endlich mal wieder etwas reinigende Feuchtigkeit in der Luft genießen. Tatsächlich gibt es in der folgenden Nacht Gewitter (glaube ich) mit Starkregen (da bin ich mir sicher) aber mein Zeltchen hält und alles bleibt trocken.

Am Samstag ist dann wieder Hochsommer so dass eine kleine Abordnung beschließt das örtliche Schwimmbad aufzusuchen. Vorher noch ein kurzer Halt an der Bargeldtankstelle.

Ich finde der Axel beäugt meine Changtalle ziemlich kritisch 🙂

Geduldig warten die Kräder vor dem Bad bis sich die gereinigten Kradisten wieder einfinden.

Den Rest des Tages genieße ich absolute Premium Langeweile. Ich gönne mir den lokalen Monster-Döner-Teller, kaufe noch etwas ein für die Abendgrillung und mache ansonsten nix. Viele sind am Samstag auf Ausfahrt aber das war noch nie was für mich. Schöne finde ich dass sich auch der Norbert (Nattes) zu einem Tagesbesuch eingefunden hat. Fein war es den Schorpi und Beste Bohne Jens mal wieder zu treffen.

Neuinterpretation des Themas Chang Jiang

Dubiose Gestalten gab es auch … 🙂

Platzrunde …

Auch ein flammendes Inferno wurde gerade noch so verhindert

Der Tag neigt sich dem Ende entgegen.

Am Abend wieder mal ein rauschendes Fest. Mit allem was so dazu gehört. Härke, Dauergrillung, Lagerfeuer, Ansprachen und Ehrungen. Ein wunderbarer Abschluss für ein würdiges Wochenende. Ich verkrieche mich allerdings relativ früh in mein Zeltchen. Ein langer Fahrtag steht an. 400 km bei heißem Sommerwetter, da möchte ich fit sein.

Am Sonntag Morgen baue ich recht fix mein Lager ab, nehme noch ein schnelles Frühstück, mache mehrere Abschiedsrunden und bin schon um 9:00 unterwegs.

Ich lasse es laufen. Will Kilometer machen bevor es so richtig heiß wird. Changtalle spielt das heiße Spiel zunächst einmal klaglos mit. Bei der einzigen Kombipause – Tanken, Ölkontrolle, Pipi und Kaltgetränk – entdecke ich eine deutliche Pfütze unter dem Krad. Der Ölstand ist auf 240 Kilometern von Maximum auf Minimum gesunken. Aufgefüllt ist das schnell und da es nur noch 160 Kilometer bis nach Hause sind bin ich optimistisch.

Nach 402 Kilometern schlage ich nach nur 6,50 Stunden glücklich aber ermattet zu Hause auf. Das bedeutet einen Schnitt von 61.85 km/h. Ich finde das äußerst beachtlich für ein Motorrad mit Vorkriegstechnik und einem nicht so ganz jungen Kradisten 🙂

OK … Changtalle braucht nun wohl etwas Zuwendung.
Am nächsten Tag fahre ich mit dem komplett verölten Krad zur Waschbox. Jawohl Herr Nils, sie lesen richtig. Waschbox!
Jedenfalls rinnt es nur so zwischen Motor und Getriebe heraus dass es eine Freude ist. Die Geschmacksprobe ergibt: SAE50 mit einer Prise Molycote A. Da muss ich nach dem Urlaub mal ran 🙂

Ein geiles Wochenende war das. Vielen Dank dafür allen Beteiligten.