Albanien 2016 – 4

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Von Butrint aus geht es zurück auf die Küstenstraße. Eine Straße ähnlich der in Kroatien. Nur nicht so voll und die Buchten sind auch noch nicht so touristisch erschlossen. Das Wetter ist erstklassig, die Motorräder laufen gut, es könnte nicht besser sein. Da es schon nachmittags ist beschließen wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. An einer vielversprechenden Bucht fahren wir von der Küstenstraßen ab. Wir kaufen in einem kleinen Geschäft etwas ein und fragen ob es hier möglich ist sein Zelt aufzuschlagen. Unten am Strand sahen wir so etwas wie ein Wohnmobil stehen. Der junge Mitarbeiter des Ladens spricht recht gut englisch. Er empfiehlt uns noch etwa 15 Minuten weiter zu fahren. Kurz hinter Livadh hätte ein Freund von ihm einen kleinen neuen Campingplatz. Er macht das so überzeugend und freundlich dass wir uns darauf einlassen.

Es war dann zwar doch etwas weiter aber sehr gut zu finden. Der junge Platzwart hat sein Reich gut ausgeschildert. Alles paar Kilometer ein Hinweis auf CAMPING MOSKATO. und tatsächlich, als wir die schmale Straße herunter zur Bucht fahren werden wir aufs freundlichste empfangen. Zurückhaltend aber herzlich wird uns der Platz gezeigt. Es wird gescherzt und gelacht. Wir fühlen uns wirklich willkommen.

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Der Platz ist einfach aber sehr sauber. Es gibt sogar neu erbaute Toiletten nach westlichem Standard, also welche zum Sitzen. Wobei auch die Stehklos durchaus benutzbar sind. Vasili schaut permanent nach ob alles in Ordnung ist und Mann putzt auch selbst. Nach dem Zeltaufbau gehen wir die paar Schritte zum Strand um im Meer zu baden. das erste Mal in diesem Urlaub kommt so richtig Salzwasser an die Haut. Ich liebe das, es gibt nichts besseres nach einem heißen und staubigen Tag auf dem Krad. Das Wasser ist ziemlich frisch, wenn nicht gar arschkalt … und da die Sonne schon hinter den Bergen verschwindet wird es Zeit zum Platz zurück zu kehren.

Es gibt hier auch so etwas wie eine Bar. Ein Dach, mobile Seitenwände gegen den Wind, einen Tresen, die Küche und ein paar Tische mit Stühlen. Vasili grillt, seine Mutter kocht und seine Schwester bedient. Nur den Vater habe ich nicht gesehen, zumindest nicht bewußt und in irgend einer Funktion auf dem Platz. Auf jeden Fall war das Essen klasse. Einfach aber von sehr hoher Qualität. Hervorzuheben sei hier das gegrillte Gemüse. Ein Traum!

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Zufrieden fallen wir in einen tiefen Schlaf. Nicht schlecht dieses Albanien … 🙂
Früh am Morgen bin ich auf den Beinen. Ich koche mir zumindest einen ersten Kaffee selbst. Das Frühstück nehmen wir dann wieder in der Bar zu uns. Einfach, lecker und preiswert. Preiswert wie alles bisher, Übernachtungskosten, Abendessen und Frühstück. Da lohnt das selber Kochen kaum und die Leute freut es wenn es einem schmeckt.

Wir packen zusammen und verlassen diesen schönen Platz mit dem Versprechen wieder zu kommen. Und ich bin mir sicher, wir werden wieder kommen. Vasili gibt mir noch einen Stapel Visitenkarten mit auf den Weg welche ich gerne annehme. Er gibt mir auch noch einen Link zu einer Webcam auf dem Platz die aber leider irgendwie immer offline ist.

Wir starten die Motoren und fahren auf dieser wunderbaren Küstenstraße in Richtung Norden. Kurz vor Vlora krabbeln wir eine beeindruckende Passstraße hinauf. Da muss sich die Enfield schon mal ganz schön anstrengen. Ewig lange Passagen steil bergauf, teilweise im zweiten Gang wird es dem Werk ganz schön warm. Auch die F müht sich.

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Ist aber kein Vergleich zu 2013 mit dem Planeta Gespann. Ich habe bei der Enfield nicht den Eindruck dass sie überhitzt. Gemächlich aber stur zieht sie ihren Weg den Berg hinauf. Oben angekommen gibt es ein paar Kehren mit einer fantastischen Aussicht. Bis nach Korfu kann man gucken sofern das Wetter es zuläßt.

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Wir fahren weiter in Richtung Norden den Pass wieder herunter in ein eher liebliches Tal. Kurz vor Vlora machen wir eine Pause in Orikum irgendwo im Schatten am Straßenrand. Wir möchten von Vlora aus durchs Landesinnere in Richtung Osten um dann im nächsten Tal wieder in Richtung Süden zu fahren. Der Herr Garmin macht in unseren Augen komische Routenvorschläge so dass wir die Karte zu Rate ziehen. Und immer wenn wir das Ding auffalten kommt sofort jemand herbei geeilt um zu helfen. Manchmal auf Deutsch, dann wieder auf Englisch oder auch einfach nur mit Händen und Füßen.

Das war schon so in Saranda, der erste größere Ort nach Griechenland. Wir stoppten um irgendwie an Landeswährung zu kommen. In einem Café fragten wir nach einem Geldautomat, einer Bank oder ähnlichem. Hilfsbereit wie die Albaner nun mal sind wurden wir sofort mit allen notwendigen Informationen versorgt. Dass der Geldautomat unsere Karten nicht wollte, dafür können die Burschen ja nix. Ein paar Meter weiter war eine Wechselstube in einem Hotel, alles sehr entspannt. Sich in Albanien alleine auf Kredit- oder sonstige Karten zu verlassen kann in die Hose gehen. An keiner einzigen Tankstelle hätten wir mit Plastikgeld bezahlen können. Bargeld lacht in Albanien und am liebsten Euro 🙂

Wir biegen in Vlora ab von der vom Garmin vorgeschlagenen Route und stoßen ins Landesinnere vor. Die Gegend wird einsamer, die Straßen werden schlechter. Teilweise gibt es gar keinen Belag mehr aber es ist alles ganz gut fahrbar. Zumindest bis Vllahine, einem Kaff mitten in den Bergen. In der Hauptstraße klaffen große quadratische Löcher in denen ich sogar problemlos mein 19“ Vorderrad hätte versenken können. Irgendwie fehlen hier die Gullideckel … hinter dem Ort hört der Straßenbelag ganz auf. Der Garmin ist beleidigt und sagt gar nix mehr aber zu Glück haben wir eine ganz ordentliche Karte. Der Weg ist grob geschottert und mit Geröllpassagen durchzogen. Ganz vereinzelt kann man so etwas wie Asphalt erahnen. Zumindest muss es hier früher mal so etwas ähnliches gegeben haben. Die Enfield macht sich prima auf solchen Strecken. Klar ist das Fahrwerk völlig überfordert aber der Motor ist gut geeignet für solche Eskapaden. Unbeeindruckt bollert der Langhuber vor sich hin während sich das Gesamtkunstwerk spielerisch durch das Geröll zirkeln lässt. Nicht schnell aber sicher.

Hier wurde wohl mal Öl gefördert. Überall stehen noch die Pumpen herum, verrostet liegt jede Menge Industriemüll und Schilder künden von der glorreichen Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Ölkonzern. Allzu lange scheint das nicht gedauert zu haben.

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Die F läuft nicht gut. Auf diesen Trialstrecken die wir fast ausschließlich im ersten Gang fahren überfettet der Motor komplett und ist nur mit Mühe am Leben zu erhalten. Ebenso im Schiebebetrieb oder im Stau. Meisten aber eben bei großer Hitze. Das war auf den letzten beiden Reisen auch schon so. Geriet aber immer wieder in Vergessenheit weil zu Hause war immer alles gut. Da muss ich wohl mal bei denn vermutlich war der Vergaser seit 1997 noch nie draussen aus dem Rahmen …

Auch ist ein Gespann für solche Strecken nicht so ganz optimal findet Verena. Ich glaube sie hat Recht, muss sie doch noch für eine Spur mehr den besten Weg suchen. Das wir wohl ziemlich anstrengend und nicht ganz so einfach für sie. Wir haben auch kaum fotografiert auf den schlimmsten Abschnitten, stand uns wohl einfach nicht der Sinn danach.

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Als wir es dann fast geschafft haben uns auf der anderen Seite wieder ins Tal hinunter zu tasten. Kommt uns bei einer der vielen Pausen ein Tanklaster entgegen und fährt da einfach rauf wo wir uns gerade runterquälten 🙂

Über eine alte Brücke geh es schließlich über den Fluss Vjosa und kurze Zeit später sind wir auf der E853 in Richtung Süden unterwegs. Eine nagelneue, gut ausgebaute Straße. Welch ein Genuß 🙂

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Leider nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir ab auf die SH75 in Richtung Permet. Eine richtige Straße zwar aber von so schlechter Qualität dass es das Zentralfederbein der F nachhaltig beleidigt. Wie schon 2015 ging die Dämpfung komplett flöten. Nicht schön, aber beherrschbar. Verena kennt das schon ist sie schließlich den kompletten Urlaub 2015 ohne Dämpfung am Hinterrad gefahren. Federn tut das schön, hört halt nicht mehr auf 🙂

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Das Wetter ist toll, die Landschaften sind beeindruckend und die Landstraße ist einsam. Etwas schöneres kann ich mir kaum vorstellen. OK … Verena kämpft etwas mit ihrer Hüpfburg und dem überfettenden Motor aber sonst ist alles super.

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In Leskovik sind wir kurz irritiert und müssen die Karte zu Rate ziehen. Und auch hier, sofort hält jemand an um zu helfen. Er fährt sogar noch ein kleines Stück voran um uns die richtige Richtung zu zeigen. Langsam geht uns auch der Sprit aus und wir füllen etwas aus den Kanistern nach in die F. Bald sollte das Tagesziel, die Farma Sotira erreicht sein.

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